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Präventionsveranstaltung: Whatsapp. Klassenchats. Cybermobbing

„Wer von euch hat denn ein Smartphone? Beim wem liegt es nachts am Bett? Wer nutzt eigentlich WhatsApp, Instagram oder TikTok?“ Mit diesen Fragen weckte Philipp Steuber sogleich das Interesse der Fünftklässler am Gymnasium Münchberg – und eine rege Diskussion darüber, wer wann wo und wozu (und v.a. wie lange) sein Smartphone nutzt, nahm ihren Anfang.

Philipp Steuber studierte Wirtschaftsinformatik, arbeitet im Bereich Webdesign, Mediengestaltung und IT-Sicherheit und ist ausgebildeter Jugendleiter. Als solcher traf er dann auch immer den richtigen Ton, als er am 18.10.2021 die Jungen und Mädchen in jeweils einer Doppelstunde vor den Gefahren warnte, die in einem falschen Umgang mit dem Smartphone und den sozialen Medien lauern. Der erhobene Zeigefinger war deshalb auch niemals sicht- oder spürbar. Vielmehr gelang es Herrn Steuber, die Jungen und Mädchen durch interaktives und multimediales Arbeiten selbst zum Nachdenken anzuregen.

„Was bedeutet es für euren Alltag, wenn ihr von früh bis spät das Smartphone in der Hand habt?“, wandte sich Steuber an die Klasse. Mittels eines Fragebogens reflektierten die Kinder, ob sie noch die Kontrolle über ihren Medienkonsum besitzen und welche Maßnahmen sie von sich aus schon ergreifen, wenn sie mit einer Flut von Nachrichten über soziale Messenger konfrontiert werden. In einem anschließenden Video informierten sich die Schülerinnen und Schüler über Stress mit dem Smartphone.

Richtig turbulent ging es dann im „Planspiel Klassenchat“ zu. Die Begeisterung kannte keine Grenzen, als Herr Steuber die Kinder in Gruppen aufteilte und jeder Gruppe ein Handy mit einem WhatsApp-Account zur Verfügung stellte. Auch wenn WhatsApp eigentlich erst für Jugendliche ab 16 Jahre freigegeben ist, verfügen die meisten Fünftklässler – mit dem Wissen ihrer Eltern – über einen Zugang. Mittels Rollenkarten sollten sie den Verlauf eines Klassenchats nachspielen. Eigentlich ging es darum, herauszufinden, wie die – fiktive – Matheprüfung bei den einzelnen Chatteilnehmern gelaufen ist. Doch schon bald geriet alles – geplant durch Regieanweisungen – außer Kontrolle. Und so hat es nicht lange gedauert, bis Beleidigungen verschickt und einzelne ausgegrenzt wurden. Was die Klasse nicht wusste – Herr Steuber und die anwesende Lehrkraft lasen alles mit. Im anschließenden Auswertungsgespräch wurden die gefährlichen Fallen eines solchen Chats dann auch schnell anhand der von den Schülern kreierten Chats thematisiert: Wird eine neue Gruppe im Messenger gegründet, kann der einzelne nichts dagegen tun, wenn er hinzugefügt bzw. entfernt wird. Die Kinder erschraken selbst darüber, wie schnell das geschieht – und wie schnell es unmöglich wird, sich gegen Beleidigungen und falsche Anschuldigungen zu wehren. Was kann man nun aber tun, wenn so etwas auch in der Realität passiert? Die Schülerinnen und Schüler kamen selbst auf hilfreiche Tipps: Sag einem Erwachsenen Bescheid! Such dir Verbündete! Schalte dein Handy stumm! Trete aus der Gruppe aus! Blockiere beleidigende Absender! Denn: Die psychischen Belastungen bei Cybermobbing sind gravierend. Der Versuch des Opfers, das Vorgehen zu ignorieren, ist wenig zielführend. Deshalb betont Herr Steuber: „Hol dir unbedingt Hilfe von außen und bleib auf gar keinen Fall mit deinen Sorgen alleine!“ Und falls Reden nicht hilft? „Dann geht mit euren Eltern zur Polizei!“, rät Steuber.

In der Sensibilisierung für einen guten Umgang mit dem Smartphone und Messenger-Diensten wurden auch die Eltern nicht ausgespart und zur aktiven Beschäftigung mit dem Thema angeregt. Als „Hausaufgabe“ teilte Herr Steuber nämlich abschließend ein Spiel für zuhause aus. In ihm sollen Vereinbarungen getroffen werden, etwa 24 Stunden keine Musik über das Handy zu hören oder für einen Tag auf Emojis in seinen Nachrichten zu verzichten – und je schwieriger die Aufgabe, umso mehr Punkte sind zu erreichen. Und die Belohnung? Neben einer gemeinsamen Aktion mit den Eltern und dem heimlichen Lernerfolg für einen positiven Umgang mit dem Handy stand für manchen Schüler fest: „Wenn ich gewinne, gibt es einen leckeren Döner!“

Heike Eul