Geschichte des Gymnasiums
Präparandenschule – (Ober)Realschule – Gymnasium
Vorgeschichte
Das Ringen um eine weiterführende Schule beschäftigt Magistrat und Bürger seit dem 16. Jahrhundert. Gymnasien gab es in Hof und Bayreuth. Münchberg hatte (…) eine „lateinische Schule“ mit einem studierten Rektor. In diese dürften die Söhne von Amtspersonen und wohlhabenderen Bürgern geschickt worden sein, die später studieren sollten. Ihr weiterer Weg führte über das Gymnasium. Die Matrikel des Bayreuther Gymnasiums verzeichnet zwischen 1664 und 1696 20 Schüler „aus der Lateinschule Münchberg„. (…) 1810 wird das Schulwesen reformiert; die Lateinschulen werden zu Elementarschulen umgewandelt.
Münchberg ist inzwischen eine Stadt mit zentralen Behörden (…). Der Wunsch nach einer weiterführenden Schule für Stadt und Umgebung ist verständlich. Zwar unterrichtet seit 1817 der Syndiakon eine Reihe von Knaben (…), [a]ber es gibt Klagen wegen geringer Fortschritte(…).
1829 veröffentlicht das Ministerium einen Plan für Lateinschulen und Gymnasien. Da werden die Bürger aktiv: Sie fordern den Magistrat auf, „reiflich zu erwägen, ob er nicht auf Einrichtung, vielmehr Wiedererrichtung der Lateinschule hiesiger Stadt pflichtmäßig Bedacht zu nehmen habe.“
Eine ,,Currende“ ergibt, dass 29 Eltern ihre Kinder auf diese Schule schicken möchten. Aber die Sache zieht sich hin. Schließlich bildet sich eine „Gesellschaft“, die von sich aus einen Lehrer anstellt (…). Der Unterricht in diesem ,,Privat-Latein-Institut“ läuft seit 1. Februar 1833; die Regierung erteilt nachträglich die Genehmigung. Als Lehrkräfte werden Kandidaten der Theologie und Philologie gewonnen. (…) [d]ie Schülerzahl schwankt (…). Wiederholte Probleme mit der Finanzierung (…) und Organisation (…) können gelöst werden. Im letzten Viertel des Jahrhunderts nimmt aber die Schülerzahl deutlich ab. Am 1. August 1890 muss das Institut geschlossen werden, es trägt sich nicht mehr.
Präparandenschule
Schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts bemüht sich der Magistrat (…) mehrmals um eine andere weiterführende Schule, aber immer vergeblich. So als 1866 in Oberfranken weitere ,,Präparandenschulen“ (…) entstehen; aber die protestantischen Schulen werden in Kulmbach und Wunsiedel errichtet. 1874 soll die Kulmbacher Schule verlegt werden, Münchberg bewirbt sich, aber dann bleibt die Schule doch in Kulmbach. Im Juni schließlich bekommt das Bezirksamt von der Regierung den Auftrag, „dem Stadtmagistrat Münchberg … zu eröffnen, dass zur Zeit keine Aussicht vorhanden ist, dass eine weitere Präparandenschule eröffnet werden kann.“ Und nach der Schließung des ,,Privat-Latein-Instituts“ wird die Frage nach einer weiterführenden Schule noch brennender. 1897 wird die Präparandenschule Wunsiedel geschlossen. Das gibt Münchberg wieder Hoffnung und es setzt alle Hebel in Bewegung. Aber erst 1907 erhält eine Abordnung der Stadt in Bayreuth die Zusage, „dass Münchberg in erster Linie berücksichtigt werden soll“ – denn großer Lehrermangel legt die Errichtung einer dritten protestantischen Präparandenschule nahe. Bürgermeister und Magistrat handeln schnell; (…) Bereits am 18. Mai beschließen die städtischen Kollegien den Bau, vier Tage später sind Interimsräume für das erste Schuljahr ermittelt (Oberer Graben Nr. 15 und 17). Gebaut werden soll das Schulgebäude in der oberen Stadt an der Hofer Straße. Den Bauplatz stellt Fabrikbesitzer Oscar Fleißner unentgeltlich zur Verfügung. (…)
Zwar gibt es vereinzelten Widerstand (…), aber die Regierung weist ihn zurück. Am 24. August 1908 erhält die Stadt offiziell die Mitteilung, dass ,,Seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold, des Königreichs Bayern Verweser, sich allergnädigst bewogen gefunden (haben), die Errichtung einer protestantischen Präparandenschule in Münchberg vom Schuljahr 1908/09 an zu genehmigen...“ Der Unterricht beginnt am 1. September.
Am 23. Oktober beschließen die städtischen Kollegien die Aufnahme eines Kredits von 100 000 Mark und übertragen die Fertigung der Pläne dem Architekten Beekmann in Großhesselohe (Honorar 1500 Mark). Der Bau geht zügig voran. Am 19. Dezember 1909 setzt Dekan Heun (als kgl. Schulinspektor) die Eröffnung auf Dienstag, den 5. April 1910, fest, „in der Hoffnung, dass bis dorthin der Bau in allen seinen Teilen zuverlässig vollendet sein kann“. Am 26. März gehen die Einladungen hinaus. (…)
Über die Schuld der Präparandenschulkasse wird ein Tilgungsplan bis zum Jahr 1958 erstellt; durch die Inflation der 20er Jahre wird er hinfällig.
Die drei Jahreskurse besuchen jeweils zwischen 50 und 70 Schüler (…) Aber höheren Ortes hat man – vor allem wegen der inzwischen schlechten Anstellungsmöglichkeiten für Lehrer – die Auflösung von 12 Präparandenschulen beschlossen, darunter auch der in Münchberg. Im März 1923 endet das Kapitel Präparandenschule. (…)
Das Ringen um eine Realschule
Schon seit 1881 beschäftigen sich die städtischen Kollegien mit Plänen für eine Realschule. Vor allem die Gemeindebevollmächtigten setzen sich dafür ein. Sie sind der Meinung, „dass eine Schule ohne Latein …, deren Unterrichtsplan den Schülern Gelegenheit bietet, ein größeres Maß an Kenntnissen für das praktische Leben zu erwerben …, dem allgemeinen Interesse mehr dienen und deshalb besser besucht werden dürfte„. Der Magistrat ist skeptisch (…). Eine Kommission kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Stadt diese Schule nicht leisten kann. Das Gemeindekollegium allerdings meint: „Die Errichtung einer höheren Schule erscheint für die Stadtgemeinde so wichtig, dass unbedingt weitere Schritte deshalb getan und nötigenfalls entsprechende Opfer dafür gebracht werden sollten.“ Im Jahr 1904 beschließt der Magistrat dann, die Sachkosten für eine zu gründende Schule zu übernehmen, wenn der Staat einen Zuschuss gibt und die Personalkosten trägt, und stellt zunächst 50 000 Mark dafür zur Verfügung. Aber die Regierung winkt ab: Realschulen könnten nur Gemeindeschulen sein, überdies fehle Münchberg das nötige Hinterland; bildungswillige Schüler sollten die Eisenbahn nach Hof oder Kulmbach nützen, ein Zuschuss sei nicht zu erwarten. Trotzdem sprechen sich die städtischen Gremien für die Errichtung einer (städtischen) Realschule aus, also für die Übernahme aller einmaligen und dauernden Gesamtkosten (9. Juni 1906). Mit der Eröffnung der Präparandenschule erledigt sich das Problem.
1923 aber wird es sofort wieder aktuell. Nach der Auflösung der Präparandenschule hat Münchberg zwar ein sehr schönes Schulhaus, ,,eines der schönsten in Bayern„, wie es heißt, aber keine Schule! Bürgermeister und Magistrat haben schon im Februar, als die Pläne der Regierung bekannt wurden, deutlich gemacht, dass die Stadt nun mit einer Realschule rechnet. Inzwischen hat sich wohl auch im Ministerium die Erkenntnis durchgesetzt, dass auch das flache Land Weiterbildungsmöglichkeiten braucht. Es gibt zu, dass das Land zwischen Kulmbach und Hof – und Münchberg liegt in dessen Zentrum – eine ,,Bildungswüste“ ist. (…) In Anträgen und bei Vorsprachen bringt der Magistrat seine Argumente vor. Der Stadtrat erklärt sich am 12. März 1923 bereit, „… eine Realschule zu errichten und hierfür das bisherige Präparandenschulgebäude zur Verfügung zu stellen … unter der Voraussetzung… , dass das vorhandene gesamte Inventar vom Staat der neuen Anstalt überlassen wird. Die entstehenden Personal- und Sachkosten werden vorerst aus Mitteln der Stadtkasse gedeckt„. Insgeheim hofft man auf Unterstützung durch die Regierung von Oberfranken und rechnet mit einer baldigen Verstaatlichung der Schule. Obwohl Bayreuth keinen Zuschuss in Aussicht stellt, wird am 1. Mai 1923 die (städtische) Realschule Münchberg mit Genehmigung des Kultusministeriums eröffnet. Der Unterricht beginnt mit 78 Schülern in zwei Klassen.
(…)
In den folgenden Jahren kommt jeweils ein weiterer Schülerjahrgang dazu, ab 1927/28 ein Wirtschaftszweig; der Ausbau zur Oberrealschule allerdings wird nicht gestattet. Die Fachaufsicht wird zunächst OSTD Dr. Wetzstein, Hof, übertragen. Schon 1927 muss angebaut werden: Fachräume für Physik und Chemie entstehen und zwei Klassenzimmer.
Verstaatlichung und Ausbau
Wiederholte Anträge auf Verstaatlichung lehnt das Kultusministerium ab. Das erste Gesuch richtet Bürgermeister Dr. Otto 1928 an Kultus- und Finanzministerium, Landtag und Regierung. (…) [D]er Antrag von Münchberg und zehn weiteren Städten im Jahr 1932 wird negativ beschieden. Die Entscheidung über den dritten Antrag im Jahr 1942 wird auf die Zeit nach dem Krieg vertagt.
Während des Zweiten Weltkriegs ist das Haus zeitweise Lazarett, die Realschulklassen werden in die Lutherschule und andere Gebäude ausgelagert. Das Schuljahr 1944/45 endet am 10. April; fünf Tage später rücken die Amerikaner in der Stadt ein.
Die Genehmigung zur Wiedereröffnung erteilt die Militärregierung am 12. Februar 1946. (..) Wegen Raummangels findet „Wechselunterricht“ statt, wegen Lehrermangels zunächst nur in Form eines „Notprogramms“. (…) 1949 findet die erste Reifeprüfung im Haus statt, im Jahr 1951 wird das neunte Gymnasialjahr eingeführt. Jedes Jahr gibt es 140 Neuanmeldungen; (…) Der Stadtrat beschließt im Jahr 1953 die Errichtung eines Erweiterungsbaus (…); er kann im Jahr 1955 eingeweiht werden.
Unerfüllt ist noch immer der Wunsch nach Verstaatlichung. Bei einer erneuten Vorsprache im Ministerium erfahren Bürgermeister, Schulleiter und Elternbeiratsvorsitzender eine herbe Abfuhr: Es sei ,,eine unüberlegte Handlung verschiedener Gemeinden gewesen, höhere Schulen zu errichten und sich der Täuschung hinzugeben, dass der Staat diese über kurz oder lang übernehmen werde.“ Aber die Stadt lässt nicht locker; der nächste Antrag wird 1954 gestellt und im Mai 1957 erfahren die Stadtväter, dass die Oberrealschule Münchberg am 1. Oktober verstaatlicht wird. Die Feier anlässlich der Verstaatlichung findet am 30. September in der Aula statt.
Nach 34 Jahren alleiniger Verantwortung für die Schule (…) gibt die Stadt, „ihre Schule“ an den Staat ab, bleibt freilich Sachaufwandsträger. Noch einmal muss sie im Jahr 1963 acht Klassenzimmer anbauen. (…) Die Klassenzahl steigt in den nächsten Jahren (…) auf 30 an. Völlig unzureichend sind die naturwissenschaftlichen Fachräume.
Die jetzt erforderliche „große Lösung“ übersteigt die finanziellen Möglichkeiten der Stadt. Gespräche zwischen der Stadt und dem Landkreis Münchberg, der Schulleitung und dem Elternbeirat führen letztlich zu dem Einvernehmen, dass der Landkreis am 1. Januar 1970 die Sachaufwandsträgerschaft übernimmt und sofort mit der Planung für einen weiteren Anbau beginnt. Er wird in Fertigbauweise im Garten der Landwirtschaftsschule erstellt und vom neuen Landkreis Hof vollendet. 20 Klassenzimmer entstehen, großzügige Räume für die Naturwissenschaften und im zweiten Bauabschnitt eine Dreifachsporthalle. In den achtziger Jahren verwandeln Stadt und Landkreis gemeinsam den Sportplatz mit seiner Aschenbahn in eine moderne Schulsportanlage. Jetzt herrschen für die Schüler optimale Verhältnisse.
Freilich müssen in den folgenden Jahren „Verschleißerscheinungen“ repariert werden (…) Die teure Elektroheizung, die fehlende Wärmedämmung und andere „Alterserscheinungen“ des Neubaus veranlassen den Landkreis schließlich zu einer Generalsanierung des gesamten Hauses (PPP-Programm). Diese Maßnahme beginnt im Jahr 2009 und (…) [wird] 2011 abgeschlossen.
Schulentwicklung und Schulleben
In den 100 Jahren haben die Schüler und Lehrkräfte in diesem Haus immer wieder pädagogische und organisatorische Veränderungen und Reformen mitgemacht (…).
Gleich geblieben ist immer das Ziel, die Schülerinnen und Schüler zu fördern, ihnen das Rüstzeug für die weitere Ausbildung zu vermitteln und sie zu selbstständigem und verantwortlichem Handeln zu erziehen.
Das geschah und geschieht primär durch Unterricht. Daneben gab und gibt es viele Gelegenheiten, sich je nach Neigung und Begabung zu engagieren. Diese außerunterrichtlichen Aktivitäten sind wichtiger Anteil der Persönlichkeitsentwicklung und gleichzeitig Ausgleich zum Fachunterricht.
Geisler, Siegfried: 100 Jahre Hofer Straße 41. Präparandenschule – (Ober)Realschule – Gymnasium. In: Gymnasium Münchberg (Hrsg.): Baustelle Zukunft. Von der Präparandenschule zum Gymnasium. Helmbrechts 2010, S.13 – 23 (leicht gekürzte Fassung)