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Wenn Fantasie grenzenlos ist …

In diesem Jahr jährt sich der Tod des Gerichtsrats, Musikers, Dichters und Zeichners Ernst Theodor Amadeus Hoffmann zum 200. Mal. Anlässlich dieses Ereignisses schrieb die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur für 10- bis 16-jährige Schülerinnen und Schüler
in Oberfranken einen literarischen Schreibwettbewerb aus, an dem auch zwei Schülerinnen der Unter- und Oberstufe des Gymnasiums Münchberg, Mara Sohrmann und Dilara Can, teilnahmen.

„Schreibt Geschichten, in denen eure Fantasie grenzenlos sein darf, in denen es alles gibt, was es nicht gibt! Ob ihr Fleischtomaten in glühende Sonnen verwandelt, ob ihr Rauschgoldengel mit Lichtschwertern ausstaffiert, ob ihr von der Weltherrschaft der Lateinlehrer erzählt – anything goes“, hieß es in der Ausschreibung zu diesem Wettbewerb.

Dilara Can (Q11) ließ sich von E.T.A. Hoffmanns Geschichten inspirieren und entführte ihre Leser mit ihrer Erzählung „Scary Garry – Der braunäugige Juwelier“ in eine Welt, in der sich Realität und Fantasie, Wirklichkeit und Einbildung stetig vermischen, so dass eine häufig recht ratlose Leserschaft zurückbleibt.

Zur Freude von Dilara und ihrer Lehrerin Frau Burger, auf deren Anregung hin die Einreichung des Textes erfolgt war, wurde die Schülerin am 24. Juni 2022 zur Preisverleihung in die Stadtbibliothek Bamberg eingeladen. Sechs Laudatoren, darunter der bekannte Jugend- und Kinderbuchautor Paul Maar, kürten dort die besten Nachwuchsautoren aus Oberfranken. In der Kategorie der 15- bis 16-Jährigen erhielt Dilara den zweiten Preis und die stolze Preisträgerin wurde mit einem Buchgutschein sowie zahlreichen Büchern für ihre Klasse regelrecht überhäuft.

In der Laudatio auf Dilaras Text hieß es, dass ihre Geschichte – eine Symbiose von Bram Stoker und E.T.A. Hoffmann – in einer lustvoll grausamen Zwischenwelt spiele, in der ein Hals zum Zentrum weiblicher Opferschönheit werde, während gegenüber der Schweinsbraten im Ofen einer Biederfamilie anbrenne. Das alles, so die Laudatorin, sei raffiniert erzählt, im kunstvollen Wechsel der verschiedenen Perspektiven, der des erst abweisenden, dann angstvollen Opfers, der des erst sehnsuchtsvoll schüchternen und dann von seiner Lust überwältigten Täters und schließlich des schockierten kindlichen Zeugen, der auf eine unglaublich überhebliche Erwachsenenwelt treffe.

Zum Abschluss der Preisverleihung verriet Paul Maar Dilara und den anderen PreisträgerInnen noch sein Erfolgsgeheimnis. Die jungen AutorInnen, so der Rat des mittlerweile 80-jährigen Erfolgsautors, sollen nicht nach der Mode schreiben, sondern sich in ihrem Schreiben stets treu bleiben. 

                                                                      Sandra Burger