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Startschuss der Aktion „Bücherturm“

Wer kommt denn auf die verrückte Idee, einen Turm zu erlesen?“, fragte Frau Burger in die Runde. „Natürlich wir, der Leseclub!“. Gemeint ist der Leseclub des Gymnasiums Münchberg, der es sich zum Ziel gesetzt hat, so viele Bücher zu lesen, dass es der Höhe des Rohrbühls entspricht. Der Startschuss dafür ist am 17. Oktober 2019 vor Ort am Fuß des Turms gefallen.

Doch wie kommt man auf diese Idee? Die Grundlage für dieses Projekt stammt von der Kinderbuchautorin Ursel Scheffler, die schockiert feststellen musste, dass die Kinder in Deutschland, obwohl sie nur 26 Buchstaben lernen müssen, schlechter lesen können als beispielsweise chinesische, deren Alphabet aus über 5000 Buchstaben besteht. Aus diesem Grund rief sie 2012 die Aktion „Bücherturm“ ins Leben, die seitdem überall in Deutschland Büchertürme wachsen lässt. Das Gymnasium Münchberg stellt sich dieses Jahr dieser Herausforderung. Frau Burger, die die Schule angemeldet hat, sieht in diesem Projekt eine Chance, SchülerInnen zum Lesen zu animieren. Zudem hat das Vorhaben einen politischen Hintergrund, der mit der Geschichte des Rohrbühls zusammenhängt. Diese wurde den Kindern vom Paten der Aktion, dem Heimatforscher Adrian Roßner, nähergebracht. Der Turm wurde in der Zeit des Nationalsozialismus erbaut, um als Kriegerdenkmal zu dienen. Am 7. November 1935 wurde „das gigantische Monument“, wie Roßner es nannte, errichtet. Damals war es für Jugendliche nicht erwünscht zu lesen, doch genau deswegen hatte sich der Leseclub am Rohrbühl versammelt – um Bücher zu lesen. Laut Roßner sei der Turm wichtig, „um den demokratischen Grundgedanken neu zu entdecken und den Rohrbühl zurückzuerobern.“ Deshalb habe er die Patenschaft auch sehr gerne übernommen. Um die Höhe des Turms und damit das Ziel des Projekts zu ermitteln, war Mathematiklehrer Herr Quercino vor Ort, der Frau Burger das Abmessen abnahm, die bemerkte: „Ich bin Deutschlehrerin, ich hab´s nicht so mit Zahlen.“ Nachdem die SchülerInnen die Höhe des Rohrbühls ermittelt hatten und als Ergebnis 22 Meter feststanden, errechnete Herr Quercino zusammen mit den Kindern die zu lesende Anzahl an Büchern: 1100 – eine ganz schöne Herausforderung innerhalb von nur neun Monaten. Die Kinder sind jedoch optimistisch. So nahm eine Schülerin des Leseclubs sogar ein Buch zu der Veranstaltung mit und war sich sicher: „Wir schaffen das auf jeden Fall. Lesen ist mein größtes Hobby.“

Den Höhepunkt des Startschusses dieses Vorhabens bildete die Öffnung der sonst niemandem zugänglichen Heldengedenkkapelle, die Adrian Roßner zusammen mit den SchülerInnen betrat. Für die Kinder und sogar die Lehrer war dies ein einmaliges Erlebnis.

Sophia Kupferschmidt und Linda Rotter